Wie viel Server braucht der Mensch?

Manchmal komme ich schon ins Grübeln beim Geld, das Kunden für das Webhosting ausgeben. Erstaunlich häufig wählen sie 1&1. Das Hauptquartier der Firma liegt direkt auf meiner Laufstrecke zu einem nahe gelegenen karlsruher Stadtpark. Eigentlich sollte ich also positiv voreingenommen sein. Gutes kann ich aber nicht berichten über diesen Anbieter. Er ist teuer und hat einen mäßigen Support. Finger weg!

Welcher Provider ist aber der richtige? Das lässt sich natürlich nicht so allgemein sagen. Ganz am Anfang sollte aber eine Analyse stehen, was die neue Homepage denn eigentlich wirklich braucht

Windows oder Linux?

Diese Frage ist rhetorisch. Wer ohne guten Grund einen Windows Server wählt, braucht sich über spätere Probleme nicht beklagen. Typischerweise finden wir Windows Server bei Webagenturen, die selbst Webspace verkaufen. Die mieten aus Kostengründen einen unmanaged server, also Hardware in einem Rechenzentrum. 

Da die meisten eine vertraute Oberfläche für die Administration wollen, brauchen sie Windows. In der Regel kommt es dann später zu wirren Problemen mit Benutzerrechten (PHP und FTP), die der Kunde hoffentlich nicht merkt. Bei größeren Problemen ist häufig professionelle Hilfe nötig, weil die Foren nicht viel hergeben. Admins für Windows Server sind irgendwo angestellt oder arbeiten auf eigene Rechnung. Warum sollten die in Foren Nachhilfe geben?

In der Welt von Linux/Apache gibt es hingegen weltweit Millionen professionelle, halb professionelle oder private Anwender. Die suchen selbst Hilfe im Internet und sind daher auch eher bereit, Hilfe für andere anzubieten.

Für die meisten Betreiber einer Webseite stellt sich die Frage allerdings gar nicht. In der Regel teilen sich diese Nutzer einen Server mit vielen anderen. Diese shared server laufen in der Regel auf Linux und werden kompetent gewartet. 

Wie viel Server ist genug?

Aber wie viel Speicherplatz brauche ich denn nun? Wieviel Traffic darf ich nutzen. Was ist ein FTP-Nutzer? Gehen wir von einem gängigen Online Shop aus, der Bücher anbietet. Der Traffic, also die übertragenen Datenmengen vom und zum Server, dürften in aller Regel nicht ins Gewicht fallen. Viele Anbieter haben selbst in kleinen Paketen keine Limits mehr.

Beim Speicherplatz kann das anders aussehen. Ein Shop, der hoch aufgelöste Bilder, Audio oder Video anbietet, kommt schnell in den Bereich von GB. Ein Shop für Kosmetikartikel kann hingegen mit 500 MB mehr als ausreichend bedient sein.

Alle andere Features sind fast nie ein Problem. Wer braucht 200 Email Adressen? Bei den Details muss jeder genau hinsehen. Will ich Kunden häufiger einen FTP-Account einrichten? Dann reicht ein FTP-Nutzer nicht. Will ich aus Sicherheitsgründen für jede Installation von WordPress eine eigene Datenbank einrichten? Dann muss das Webpaket dafür ausreichend Reserven haben.  

Den Anbieter oder das Webpaket wechseln?

Die verschieden Anbieter haben eine unterschiedliche Preisstruktur. Manche sind bei den ganz kleine Paketen richtig günstig, bei anderen lohnt es erst so richtig, wenn man mindestens fünf Domains betreiben will. Aber was, wenn das Paket nicht mehr reicht? Wechselt man besser das Paket oder gleich den Anbieter?

Letztlich ist das eine Rechenaufgabe. Wenn ich pro Jahr 200 Euro sparen kann, sind ein paar Stunden Arbeit für den Wechsel nicht schlecht investiert. Für jeden liegt die Grenze woanders. Wer häufiger einen Providerwechsel vornehmen will oder muss, sollte auf die Unterstützung von Auth-Codes achten. Mit ein paar Klicks ist die Sache erledigt. Ansonsten muss der KK-Antrag ausgedruckt, ausgefüllt und per Fax oder Post an den alten und den neuen Provider geschickt werden. Das ist mühsam und nicht mehr zeitgemäß. 

Ist meine Seite nicht schneller auf einem teuren Server?

Sehr wahrscheinlich ist sie das, weil sie sich den Server mit weniger Nutzern teilen muss. Aber wer braucht das wirklich? Eine Seite mit 300 Besuchen pro Tag wird in der Regel keine Probleme mit der Performance bekommen. Viel größere Effekte darf man von der Optimierung der Installation erwarten. Dazu ist einiges in meinem Artikel Cache me if you can! zu finden.

100 ms Gewinn beim Server stehen vielleicht 500 oder 1000 ms gegenüber, die durch Optimierung erreichbar wären. Es kann allerdings beim shared hosting zu Engpässen kommen. Typischwerweise finden sich dann große Schwankungen bei den Resultaten der Online Tests.

Wenn die Ergebnisse dauerhaft unter den Erwartungen bleiben und die Seite nicht weiter optimiert werden kann, könnte ein Wechsel sinnvoll sein. Eine Ladezeit von um die 2000 ms (2 Sekunden) dürfte ein akzeptabler Wert sein. Das ist nicht sehr schnell, wird aber von Besuchern meistens als ausreichend flott empfunden. Seiten mit einer Ladezeit von 3000- 5000 ms sind Kandidaten für einen Wechsel des Providers, sofern andere Ursachen ausgeschlossen sind.